Was ist Tantra?

Bedeutung von Tantra

Tantra ist eine alte indische Lehre, die alle Lebensbereiche mit einbezieht. Das Sanskrit-Wort Tantra besteht aus den beiden beiden Silben "Tan" (von "tanoti" = Ausdehnen) und "Tra" (von "trayati" = befreien). Aus diesen Bedeutungen könnte man Tantra übersetzen als "Befreiung durch Ausdehnung".

Mit dem Begriff Tantra verbinden sich eine Reihe von Aspekten

  • Im Tantra wird alles mit einbezogen, nichts wird abgelehnt, Tantra sagt "Ja" zu allem. In diesem Aspekt werden zwei weitere Ebenen berührt:
    • Die bewusste Annahme aller deiner Gefühle: Alle Gefühle werden mit einbezogen, kein Gefühl wird abgelehnt oder abgespalten. In diesem Sinne gibt es keine positiven und negativen Gefühle, es gibt nur Gefühle mit einer Richtung.
      Tantra Wir verstehen Gefühle als wertvolle Botschaften über berechtigte Bedürfnisse aus deinem Inneren, die beachtet werden wollen.
    • Die bewusste Annahme aller deiner Persönlichkeitsanteile: Kein Aspekt deiner Persönlichkeit ist an sich schlecht oder stellt ein Problem dar. In diesem Unteraspekt geht es darum, eine gute Beziehung zu allen Anteilen und damit auch zu sich selbst zu bekommen, um damit die Selbstliebe zu vertiefen.
      Selbstliebe ist einer der wichtigsten Themen auf dem tantrischen Weg und öffnet Entfaltungspotenziale in sämtliche Lebensbereiche.
  • Da die am häufigsten abgelehnten Aspekte in den meisten anderen Religionen und spirituellen Systemen der Körper und die Sexualität sind, diese aber die Grundlagen allen Lebens bilden, schenkt Tantra diesen Aspekten besondere Aufmerksamkeit. Hier geht es um die Entwicklung einer erfüllenden, tiefen Sexualität. Tantra weist einen Weg aus der "sexuellen Konsumfalle" und ermöglicht einen Weg zu lustbejahender, lebensbejahender und sinnlicher Sexualität.
    Tantra bejaht den Körper, die Lust und den Genuss.
  • Im Tantra geht es auch darum, Bewusstheit in alle Lebensbereiche hinein zu bringen und auszudehnen.
  • Letztendlich ist Tantra auch ein spiritueller Weg.

Im Tantra sind 3 grundlegende Ideen inbegriffen:

Tantra-Figur
  • Der Körper wird als Tempel des Göttlichen verehrt (der Körper ist der "Tempel der Seele"). Die Begegnung zweier Körper wird als etwas Heiliges angesehen, was bewusst gefeiert und gelebt wird.
  • Die fünf Sinne werden als Tore zum Sein verstanden. Sie werden genutzt, um Zugang zur Freiheit und Offenheit des wahren Selbst zu finden, das in jeder Sinneswahrnehmung präsent ist.
  • Die Sexualenergie ist die stärkste Energie des Menschen. Im Tantra geht es auch darum, diese Energie zu befreien, zu entfachen und zu lenken, um tiefergehende Erfahrungen zu ermöglichen oder auch um eine spirituelle Ebene zu öffnen oder zu erweitern.

Folgende "schlummernde Potenziale" können mit Tantra geweckt werden:

Die harmonische Entwicklung von Körper, Geist und Seele ist ein Ziel von Tantra, sie werden so gepflegt und gesund erhalten. Tantra sagt "ja" zur Sinnlichkeit.

  • Die Zweisamkeit kann neu entdeckt werden, Hemmungen, Störungen und Probleme können abgebaut werden, Hingabe und Vertrauen können neu entwickelt werden und es können ungeahnte Gefühlstiefen der Sexualität erlebt werden.
  • Tantra kann als "Balsam der Liebe" neuen Schwung in die Partnerschaft bringen.
  • Mit Tantra kann die sexuelle Energie gesteigert werden. Körper, Seele und Geist können mit Tantra in Einklang gebracht werden.
  • Tantra kann das Leben vielfältig bereichern, unabhängig davon, in welcher Zeit man lebt und welcher Kultur oder Religion man angehört.
  • Tantra kann helfen, mehr Lebensfreude zu empfinden, die Sinnlichkeit zu wecken und mehr Freude an der Sexualität zu erleben. Liebe und Partnerschaft können ganz neu erlebt werden.
  • Mit Tantra können Versagensängste, Hemmungen und Schuldgefühle beseitigt werden, die oft durch seelische Blockaden, falsche Moralvorstellungen und mangelnden Kontakt zum eigenen Körper entstehen.

Was ist Tantra NICHT:

Um das Bild von Tantra abzurunden, kann es hilfreich sein zu wissen, was Tantra nicht ist. Dies ist wichtig, um Missverständnisse auszuräumen oder Klischees bzw. Mythen entgegen zu wirken:

  • Tantra ist keine Religion.
  • Tantra ist keine Therapie. Trotzdem kann es sein, dass Tantra eine Wirkung entfacht, in der Probleme gelöst oder Widerstände, Hemmungen und Ängste Tantra-Gott nachhaltig überwunden werden können. Oder das ein Erleben möglich wird, das vorher nicht mal ansatzweise denkbar war.
  • Tantra ist keine Moralvorstellung. Tantra sagt nicht, wie du dein Leben führen sollst. Tantra unterstützt dich eher, deinen Weg zu dir selbst zu finden.
  • Tantra ist keine Tantra-Massage. Tantra-Massage kann ein Aspekt unter vielen auf dem tantrischen Weg sein, Tantra umfasst aber viel mehr als nur den Bereich von wohltuenden Berührungen.
  • Tantra ist keine Beziehungsschule. Trotzdem kann es sein, dass neue Beziehungen geknüpft oder bestehende Beziehungen vertieft werden. Dementsprechend ist es ungünstig, Erwartungen in der Richtung zu haben, dort einen potenziellen Lebenspartner finden zu wollen.
  • Eine Tantra-Gruppe ist keine Wohlfühlgruppe. Harmonie ist zwar ein Aspekt von Tantra, aber sehr viel wahrscheinlicher ist, dass du mit allen möglichen Gefühlen konfrontiert wirst.
  • Ein Tantra-Seminar ist kein exotischer Swingerclub nach dem Motto "Sex auf Räucherstäbchen". Das möglicherweise bei oberflächlicher Betrachtung entstehende Bild der lustvollen Vereinigung in tantrischen Ritualen oder sonstige Vorstellungen in dieser Richtung ist niemals das Ziel. Es geht hier um die Erkenntnis der eigenen Freiheit und die Öffnung für tiefere, innere Erfahrung. In dem Sinne ist das Ritual eher zu verstehen als Vehikel, um diese Erkenntnis oder Öffnung erlebbar zu machen.

Man kann durch Beschreibungen, Beobachtungen, Erzählungen, Bilder und Videos zwar eine Idee von Tantra bekommen, letztendlich kann das aber nicht ansatzweise die eigene Erfahrung oder das eigene Erleben ersetzen.
Ein metaphorischer Vergleich ist das Kochrezept einer Speise: Man kann beim Durchlesen des Rezepts eine Idee vom Geschmack bekommen oder sich vorstellen, wie es aussieht, aber man hat nicht die Erfahrung, wie es wirklich schmeckt.

Von daher ist eine Beschreibung wie ein Kochrezept. Du kannst dir womöglich vorstellen, wie das Gericht aussieht, wie es riecht, wie es schmeckt. Aber wenn du es wirklich wissen möchtest, musst du es selbst kosten, und das kann ein großer Unterschied sein!